VW-Krise: Fokus auf Elektroautos war ein Fehler
Der VW-Vorstand hat Alarm geschlagen: Die Marke Volkswagen macht keinen Gewinn mehr, die bisherigen Sparprogramme reichen nicht aus. Es gibt Überlegungen zu Werksschließungen und Massenentlassungen. Der Betriebsrat und das Land Niedersachsen wehren sich gegen ein solches Szenario. Erst müssten alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um die Marke wieder auf Kurs zu bringen.
Reinhard Houben sagte der Rheinischen Post: „Im Rückblick war die Entscheidung von VW, sich in Europa völlig auf die Elektromobilität zu konzentrieren, ein Fehler. Die Annahme, dass sich die Elektromobilität innerhalb weniger Jahre durchsetzen würde, hat sich nicht bewahrheitet. Um Volkswagen auch in Zukunft erfolgreich zu machen, braucht es nicht mehr Einflussnahme der Politik, sondern weniger. Das Management von VW muss jetzt dafür sorgen, dass sich der Konzern am Markt behaupten kann. Dies kann auch schmerzhafte Einschnitte bedeuten.“ Bundeswirtschaftsminister Habeck dagegen verwies darauf, dass sich der Konzern auf die Zukunft vorbereiten müsse. Die deutschen Autobauer müssten im weltweiten enormen Wettbewerb um die E-Mobilität mithalten. Dazu bräuchten sie Planungssicherheit. Die EU-Vorgabe, wonach ab 2035 nur noch CO2-neutrale Fahrzeuge neu zugelassen werden dürfen, schaffe diese Sicherheit.
Habeck will nun neue Impulse für den Kauf von Elektroautos setzen. Man werde die Transformation „mit Maßnahmen auf der Nachfrage- und auf der Angebotsseite unterstützen“. „Unternehmerische Entscheidungen, wie sie jetzt im Raum stehen“, müssten „im Sinne dieser Verantwortung gefällt werden“. Rufe nach staatlichen Hilfen für VW blieben vorerst aus. Ökonomen warnten aber bereits vor Ideen in diese Richtung. „Der Staat sollte sich da raushalten“, sagte die Wirtschaftsweise Veronika Grimm. „Der Staat hat durchaus eine Rolle, wenn es darum geht, den Strukturwandel zu begleiten. Da geht es um Umschulung und Weiterbildung und um die Entwicklung von Standorten, an denen die Produktion etablierter Unternehmen zurückgefahren wird“, sagte das Mitglied im Wirtschafts-Sachverständigenrat der Bundesregierung. „Direkt die Automobilindustrie zu retten, halte ich aber nicht für den richtigen Weg.“